Kein Fachartikel aber vielleicht für den einen oder anderen Hundehalter im Alltag doch brauchbar auch für jemanden der Hunde besser verstehen will, vermittelt nebenbei "mal kurz" eine Idee von der Komplexität der Hundekommunikation:
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Wie verhalte ich mich richtig im Umgang mit einem Hund, der mir droht?
Gleich vorweg, Drohgebärden, wie die auf dem Foto, sind kein Aggressionsverhalten sondern einzig Kommunikation. Ein Hund, der uns droht zeigt lediglich seine Grenzen auf. Es ist wichtig, dass wir dieses Verhalten verstehen, entsprechend darauf reagieren (Grenzen respektieren) und vor allem einem Hund nicht durch rüde Maßnahmen diese Form der Konfliktvermeidung abgewöhnen. Ein Hund, der bei jedem Knurren, jedem Anzeichen derartiger Signale mit Warnfunktion gemaßregelt wurde, wird möglicherweise dieses soziale Regulativ nicht mehr zeigen und aggressiv reagieren.
Solche Drohgebärden sind in verschiedenen Kontexten denkbar, meist in Situationen, die der Hund als Bedrohung erlebt, aber auch bei der Verteidigung des Nachwuchses, Rivalität oder dem drohenden Verlust einer kostbaren Ressource.
Die Drohmimik des gezeigten Hundes ist wahrscheinlich die Verteidigung einer Ressource. Dieses Drohverhalten wird defensiv gezeigt, d.h. der Hund will einzig seinen Anspruch geltend machen ist jedoch nicht an einer kämpferischen Handlung interessiert. Wahrscheinlich ist sein Körpergewicht deutlich auf die Hinterbeine verlagert, was im Ernstfall eher auf einen Rückzug hinweisen würde. Was jedoch nicht heißen muss, dass sein Verhalten nicht auch in die Offensive kippen kann. Ein weiteres Merkmal ist seine deutlich gezeigte Zungenspitze, die seine Drohung erkennbar abmildert. Solch ein Zungenblitzen nennt man licking intention und wird in verschiedenen Varianten gezeigt. Die Botschaft von licking intention ist Beschwichtigung. Solche Mischgefühle sind keine Besonderheit sondern genauso häufig anzutreffen, wie ungemischte Emotionslagen. Ein zusätzlich wichtiges Indiz, auf das wir immer achten sollten, sind die Mundwinkel. Auf dem gezeigten Bild sind diese zurückgezogen. Lefzenwinkel, die dagegen nach vorn gezogen werden, deuten offensives Drohverhalten an.
Ungeachtet, ob der Hund nun defensives oder offensives Drohverhalten zeigt, wir sollten in jedem Fall, wie oben bereits geschrieben, diese Grenzen einhalten. Solange wir das tun, kommunizieren wir respektvoll miteinander. Überschreiten oder unterschreiten wir die Grenzen, wird sich der Konflikt verschärfen.
Zeigt ein Hund dieses Verhalten ohne eine erkennbare Verteidigung einer Ressource oder seines Nachwuchses, ist der Auslöser wahrscheinlich Angst.
Angst ist leider sehr verbreitet bei Hunden, was nicht verwunderlich ist, wenn man sich einmal anschaut, wie oft sie Gewalt erfahren, in Form von Leinenrucken oder anderen körperlichen Strafen. Aber auch verbale Einschüchterungen führen dazu, dass der Hund mehr und mehr verunsichert und sich möglicherweise zu einem Angsthund entwickelt. Jedes Mal, wenn wir den Hund stimmlich grob zurechtstauchen, tun wir nichts anderes, als der Hund auf dem Foto: wir drohen. (Ein gut erzogener Hund ist häufig nichts anderes, als ein gut EINGESCHÜCHTERTER Hund!)
Sollte der Hund, der Ihnen gegenüber steht keine Ressource (Futter, Spielzeug, Ort etc) verteidigen, können Sie ziemlich sicher sein, dass dieses Verhalten angstbedingt gezeigt wird. In diesem Fall drehen Sie sich leicht seitlich zum Hund, schauen Sie freundlich ohne zu fixieren und bauen Sie langsam Distanz auf indem Sie sich weg bewegen, seitlich oder rückwärts. Vermeiden Sie es, dem Hund den Rücken zuzuwenden und führen Sie keine hektischen Bewegungen aus, die Arme lassen Sie hängen. Leises freundliches Reden kann die Situation zusätzlich entspannen. Auch Demutsgesten wie Kopf leicht wegdrehen oder die Zungenspitze zeigen können dem Hund das Gefühl vermitteln, dass auch Sie den Konflikt beenden wollen.
Sollte der Hund ressourcenverteidigendes Verhalten zeigen gilt im Grundsatz das Gleiche: Wahren Sie Distanz oder bauen Sie sie auf und akzeptieren Sie die Grenze.
Es ist weder klug noch fair, auf solche Unstimmigkeiten mit der typischen Gewalt zu reagieren, nur weil wir Dank Mutter Natur der Überlegene in der Auseinandersetzung sind.
Das führt lediglich dazu, dass die Kommunikation mehr und mehr in einem Sumpf von Missverständnissen und Unvermögen erstickt. Stattdessen sollten Sie freundlich und geduldig solche konfliktträchtigen Situationen trainieren. Das schafft Bindung und ist ein der sicherste Weg, derartige Schwierigkeiten in der Zukunft zu vermeiden.
Ganz sicher verstehn Hunde uns viel besser als wir sie verstehen

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