Frage zur Kulturgeschichte des SKKK

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Glückspilz
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Re: Frage zur Kulturgeschichte des SKKK

Beitrag von Glückspilz »

Das mit der Christianisierung kenne ich auch als Argument, dass es nichts Handfestes über den SKKK gibt. Aber dann müsste es ja über den Fliegenpilz ja auch nichts geben. Über den gibt es aber eine Menge!

Ich hoffe ehrlich gesagt auf jemanden, der jemanden persönlich kennt, ein Kräuterweiblein oder so, oder eben einen "anonymen Alpenbewohner", der wirklich aus erster Hand berichten kann, wie mit diesen Pilzlein in seinem Dorf umgegangen wurde. Aber die sprichwörtliche Verschwiegenheit der Alpenbewohner ist da wohl die große Hemmschwelle. Es sei denn es gibt einen Enkel, dem der Großvater vertraut, und dem er was erzählt, was er einem Reporter nicht erzählen würde....
Waaagh
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Re: Frage zur Kulturgeschichte des SKKK

Beitrag von Waaagh »

Sooo habe bissel heute mal gesucht, gibt ja doch einiges.

http://www.samorini.it/doc1/sam/samorin ... cology.pdf

Psilocybin-containing mushrooms, upper palaeolithic rock art and the neuropsychological model


In Gartz Mushrooms around the world ist auch einiges. (gibts auch auf sci hub)
http://www.en.psilosophy.info/pdf/magic ... .info).pdf


Unter anderem das Kirchen SKKK Pilz ist auch zu finden. vor ca 1000 Jahren ca
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kleinerkiffer84
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Re: Frage zur Kulturgeschichte des SKKK

Beitrag von kleinerkiffer84 »

Das ist eine sehr interessante Frage die ich mir auch schon oft gestellt habe. Mich wundert ebenfalls, warum man bei uns keinerlei historischen Gebrauch vom Spitzkegeligen Kahlkopf findet.
Interessant, dass man doch das ein oder andere Dokument zu diesem Thema finden konnte. :smiley32:
Das einzige was im Volksmund in meiner Gegend zu dem Thema "bekannt" ist, ist der Begriff "narrische Schwammerl", was natürlich eine völlig abwertende Bezeichnung für die heiligen Pilze ist und der durchschnittliche drogenphobische Bürger ist vermutlich nichtmal in der Lage einen SKKK zu finden, ja er will sich mit sowas gar nicht auskennen, denn es sind ja Drogen. :?
Bei uns säuft man eigentlich nur, denn das ist ja Teil der Kultur und Tradition.

Bevor die Kirche mit ihrer Gehirnwäsche begann, waren Fliegenpilz, NSG und auch der Beifuss ein wichtiges Element vom heidnischen Schamanismus.

Eine Sache die noch erwähnenswert ist, ist die Tatsache, dass lt. Storl, im heidnischen Schamanismus oft von einer weiblichen Göttin die Rede war.
Möglicherweise bezog sich diese Erkenntnis auf einheimische Salbeiarten wie Salvia glutinosa, die Salvinorin A enthalten, denn mir ist keine andere Pflanze als Salvia bekannt, die diese weibliche Entität auslöst. :smiley33.gif:
Ausgesetzt in der Salviawelt, bei mir habe ich nur meine Bong und ein Feuerzeug. Entitäten werden mich begleiten. Ich zeige Ihnen, wie man hier überlebt!
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AshTea
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Re: Frage zur Kulturgeschichte des SKKK

Beitrag von AshTea »

Soweit ich das von Storl weiß, geht es da um Frau Holle. Da gibt es einige Abwandlungen je nach Region. Die Christen haben daraus dann eine Hexe gemacht bzw. eine Höllengestalt. Frau Holle wird dem Holunder zugeschrieben. Der hat zwar auch Inhaltsstoffe, die was im Körper anstellen, aber soweit ich das gesehen habe keine Halluzinationen. Ich glaube mal etwas gelesen oder gehört zu haben, dass bei Fliegenpilze eine Frau oder Göttin mit im Spiel ist.

Ich fand auf der Seite http://pharmakeia.com/magic_mushrooms.htm folgendes dazu...
Webseite hat geschrieben:Bei den Korjaken herrschte der Glaube, der Fliegenpilz sei mit einer besonderen Kraft in Form von gefährlichen Wesen ausgestattet, die nur durch eine/n SchamanIn kontrolliert werden kann. Der/die SchamanIn stellt den Kontakt zu diesen Wesen bei Nacht in totaler Dunkelheit mittels der Einnahme des Pilzes her. Kehrt der/die SchamanIn aus der Trance zurück, gibt er/sie seine Visionen an die ihn umgebenden Stammesmitglieder weiter, denen er dann bspw. berichtet, er habe die toten Ahnen in der Geisterwelt getroffen, und bestimmte, für den Stamm relevante Instruktionen von ihnen erhalten. Bei den Korjaken ist der Gebrauch von Amanita muscaria nicht allein auf den/die SchamanIn beschränkt, sondern jeder kann ihn zu sich nehmen, um etwa eine Krankheitsursache zu erkennen, einen Traum zu entschlüsseln, oder um bestimmte Aspekte der Anderswelt kennenzulernen. Es herrscht weiterhin der Glaube, daß eine Person, die sich in einer Fliegenpilzekstase befindet, sich so verhält, wie es die in der Pflanze residierenden Geister anweisen.
Das klingt nach einer ähnlichen Beschreibung wie Salvia Divinorum. Auf der Seite gibt’s noch andere interessante Infos.

Der SKKK scheint wirklich nur im Alpenraum vertreten zu sein. Vielleicht lag es auch an der Region bzw. der christlichen Einstellung, dass dieser Pilz vermieden wurde. Man kannte sicher auch das Phänomen, dass Kühe manchmal etwas komisch waren und beobachtet wurde, dass dies von SKKK kam. Die Kühe waren narrisch. Vielleicht meinte man auch, dass der Teufel in denjenigen steckt, der diese Pilze isst. Vielleicht meinte man auch, dass man krank wird, weil es "Kuhdungpilze" waren.

Es kann viele Gründe geben warum der Pilz „vergessen“ wurde. Ich schaue immer wieder mal auf Trödel nach alten Bücher, aber auch da habe ich noch nie etwas gefunden in dieser Richtung. Vielleicht liegt es auch daran, dass in dieser Gegend der SKKK selten ist. Ich kann mal im Archiv recherchieren. Vielleicht finde ich was.
Waaagh
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Re: Frage zur Kulturgeschichte des SKKK

Beitrag von Waaagh »

AshTea hat geschrieben: Der SKKK scheint wirklich nur im Alpenraum vertreten zu sein. Vielleicht lag es auch an der Region bzw. der christlichen Einstellung, dass dieser Pilz vermieden wurde. Man kannte sicher auch das Phänomen, dass Kühe manchmal etwas komisch waren und beobachtet wurde, dass dies von SKKK kam. Die Kühe waren narrisch. Vielleicht meinte man auch, dass der Teufel in denjenigen steckt, der diese Pilze isst. Vielleicht meinte man auch, dass man krank wird, weil es "Kuhdungpilze" waren.

Es kann viele Gründe geben warum der Pilz „vergessen“ wurde. Ich schaue immer wieder mal auf Trödel nach alten Bücher, aber auch da habe ich noch nie etwas gefunden in dieser Richtung. Vielleicht liegt es auch daran, dass in dieser Gegend der SKKK selten ist. Ich kann mal im Archiv recherchieren. Vielleicht finde ich was.

Also tatsächlich lässt sich der SKKK in nahezu jedem Lang Europas finden.
In Deutschland ist mir kein Bundesland ohne Sichtungen bekannt.

An einigen Gebieten wie Wales gibt es jedes Jahr sogar massenhaftes Auftreten.
Habe auch von der Theorie gelesen das in Stonehenge vorrangig Pilze konsumiert worden.
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Glückspilz
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Re: Frage zur Kulturgeschichte des SKKK

Beitrag von Glückspilz »

Mich hat auf anderem Wege inzwischen ein interessanter Hinweis erreicht:

Eine Illustration von Iwan Bilibin in einem russischen Märchenbuch von Alexander Afanasjew. Das Bild ist von 1899 und im Rahmen sind deutlich SKKKs zu erkennen. Das illustrierte Märchen ist von der schönen Wassilisja und der Hexe Baba-Jaga. Aber im Märchentext gibt es keinen Hinweis auf irgendwelche psychoaktiven Speisen.

Hier der Text: http://www.hekaya.de/maerchen/baba-jaga--europa_13.html

Die anderen Illustrationen von Bilibin, die ich mir angeschaut habe, zeigen hier und da noch ein paar Fliegenpilze (ist ja ohnehin DER Märchenpilz) aber keine weiteren SKKKs.

Kennt sich jemand aus im russischen Jugendstil? Gab es da eine Szene, die sich mit psychoaktiven Sachen beschäftigt hat?
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Waaagh
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Re: Frage zur Kulturgeschichte des SKKK

Beitrag von Waaagh »

Sehr nice ! hatte die Baba Jaga auch im Verdacht, aber nur ganz klar Fliegenpilze entdecken können in den Zeichnungen.

Was sagt ihr zum Pastor David Schlesinger der dieses kirchliche Bild gepostet hat:


Bild

Pilz Jesus,

seine Theorie spricht von Pilzen als Fleisch Gottes, die es früher statt lamen Oblaten und Wein gab :D


Bild

Bronzetür Hildesheim ~1000 n.Chr

Mit SKKKs
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Zebra
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Re: Frage zur Kulturgeschichte des SKKK

Beitrag von Zebra »

Soweit ich gelesen habe, wurde der SKKK unter dem Namen Agaricus semilanceatus 1838 erstmals von Elias Magnus Fried beschrieben.
In seinem Werk „Epicrisis systematis mycologici“ gibt es leider keinen Hinweis auf eine Wirkung, nicht einmal als „giftig“ oder ähnliches wird er eingestuft.
Paul Kummer benannte ihn dann 1871 in Psilocybe semilanceolata um.
In seinem Buch „Der Führer in die Pilzkunde“ lassen sich ebenfalls keine Hinweise auf eine Wirkung finden.
Der SKKK war also schon früher bekannt, vielleicht aber unter einem ganz anderen Namen.
Darüber konnte ich leider nichts herausfinden.
Zum russischen Jugendstil kann ich leider ebenso wenig beitragen.
Waaagh
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Re: Frage zur Kulturgeschichte des SKKK

Beitrag von Waaagh »

Ja die deutsche Literatur beschreibt semilanceata teilweise ja sogar als "Wertlos"
Allerdings wurde es von dem englischen Arzt nach dem Familientrip perfekt beschrieben und auch später noch mit Pilzbild veröffentlicht.



mega. also ich hab mittels google Bildersuche ja noch eins gefunden :)

Sehr schön finde ich auch , das hier beide Pilze eindeutig abgebildet sind.


Bild


Das Märchen des weißen Schwans, klingt ansich wie nen Pilztrip.
Vielleicht auch gemischt Psilocybe und Muscaria ? Deswegen beide Pilze im Bild ?


Bild



Hier würde ich sogar noch andere Psilocybe Arten vermuten zusätzlich zum fliegenpilz.
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Glückspilz
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Re: Frage zur Kulturgeschichte des SKKK

Beitrag von Glückspilz »

Wenn es eine Kirche gäbe, wo es Pilze statt Oblaten gibt, dann würde ich mich auch wieder mehr für Kirche interessieren...

Zu den Kirchen-Bildern:
Bei aller Mykophilie und Psilosophie - ABER: bei den dargestellten Größenverhältnissen würde ich das eindeutig für stilisierte Bäume und nicht für Pilze halten.

Danke für die weiteren Märchenbilder. Iwan Bilibin war also eindeutig ein Pilzkenner. Bleibt die Frage: wie kommt ein russischer Märchenbuch-Illustrator dazu, psychoaktive Pilze in seinen Bildern darzustellen? Und zwar nicht nur den auffälligen Fliegenpilz, den ja jeder Laie kennt, sondern auch den unscheinbaren SKKK!
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