Reisebericht zur agnostischen Urfrage mit 200ug 1pLSD Part1

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AgnosticMind
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Reisebericht zur agnostischen Urfrage mit 200ug 1pLSD Part1

Beitrag von AgnosticMind »

15:20 Uhr: 200ug 1p-LSD oral

Direkt nach der Einnahme packe ich noch die letzten Utensilien in meinen „Reiserucksack“. Mittlerweile ist dort doch einiges an nützlichen Dingen zusammengekommen, die ich während meiner Abenteuer nicht missen möchte. Dazu gehören natürlich vor allem Wasser, ein Kaffeegetränk, Bier und etwas Süßes, Nüsse u.ä., mein großer Grinder samt Kräutern zur Befüllung, Vapo und Benzos (just for piece of mind, hoffe diese niemals wirklich brauchen zu werden), warme Socken, lange Hose und Kapuzenpulli, Handtuch, Feuchttücher, Sonnenbrille (tja diesmal eben nicht!), iPhone, USB-Box, Powerbank, Räucherwerk, Kopfhörer, Mückenspray, Feuerzeug, usw. Bin gerne auf möglichst alle Eventualitäten vorbereitet.

Nach ca. 10min ist der Rest fertig gepackt und mit einem leicht erhöhten, der freudigen Aufregung geschuldetem Herzschlag, schwinge ich mich auf mein Fahrrad - Schlüssel natürlich im Sicherheitsfach vom Rucksack verstaut. Ich habe den recht naiven Plan gefasst, die ersten Stunden während des Draufkommens auf dem Fahrrad im Wald zu verbringen und dort mit den Bäumen ein Fest zu feiern...

Die beiden Pappen habe ich unter die Zunge gelegt, um den Wirkeintritt zu beschleunigen. Und tatsächlich – gerade einmal 20-25min später bemerke ich die ersten Effekte. Die Umwelt fängt an ein wenig wie „entrückt“ zu wirken. Ein sanfter, leichter, den Dingen scheinbar immanenter Schimmer rückt mit zunehmender Zeit immer stärker in den Vordergrund beim Betrachten der Umwelt. Am deutlichsten wird das bei mir immer anhand des Erscheinungsbildes von Pflanzen. Anfangs noch ein zarter Hauch, traumähnlich, fast nebelartig aber eben doch völlig klar, nehmen nun die phantastischen Eindrücke immer mehr zu. Formen und Muster treten stärker in den Vordergrund und ich erwische mich wieder dabei, meinen Blick auf Punkten und Strukturen länger ruhen zu lassen als gewohnt, fast als ob ich dem vertrauten Verständnis und Bild der Dinge nicht mehr ganz traue. Es fühlt sich phasenweise so an, als ob ich mich selbst hypnotisieren würde. Nur wenige Minuten später spüre ich, wie meine Hände sich merkwürdig fremd anfühlen, wie meine ganze Haut wie ein fremdes Objekt wirkt, nicht unähnlich dem Erleben nach mehr als 24h Schlafanzug - obgleich das Körpergefühl auf 1p-LSD doch deutlich angenehmer ist, als ich es auf echtem LSD25 in Erinnerung habe. Langsam merke ich auch, dass es immer beschwerlicher wird weiterzufahren. Und plötzlich wird mir auch klar, warum dies der Fall ist. Ich bin falsch abgebogen, und mein Plan, zunächst an den See zu fahren, ist damit erstmal deutlich gegen die Wand gefahren. Wo bin ich jetzt nur? Mitten im Wald irgendwo. Der Weg ist auch nicht mehr vertraut. Und wie schwierig sich das alles jetzt anfühlt. Hoppla - ich fahre ja auch durch völlig trockenen Sand! Das macht es natürlich nicht einfacher. Zurückfahren ist aufgrund der der Mühe und der Kraftlosigkeit, die ich verspüre, auch keine Option für mich. Also Handy rausgeholt und schnell versucht, die Karte anzuschauen. Aber das ist gar nicht mehr so einfach. Ich habe größte Mühe, die Kartenapp zu öffnen, an den richtigen Stellen zu drücken und auf dem mittlerweile in Farbe und Form heftig pulsierenden und morphenden Display überhaupt noch etwas herauszulesen. Trotz größter Anstrengung und Konzentration will es mir einfach nicht gelingen; es fällt so unglaublich schwer sich zu fokussieren. Mittlerweile sind aber erst rund 45min nach der Einnahme vergangen. Die Wirkung setzt konsequent immer stärker ein.

Nach einiger Zeit gelingt es mir dann doch, meinen Standort zu „verstehen“ und einen anderen Weg zu finden. Dafür muss ich nun aber noch durch ein kleines Dorf einen Umweg nehmen. Zumindest habe ich wieder ein klares Ziel vor Augen, und damit scheinen erstmal alle Sorgen verweht. Und das wirkt umgehend stimmungsfördernd und entspannend. In der wunderschönen Nachmittagssonne, die mein Gesicht wärmt und mein Gemüt aufhellt, ist es mir kurz vergönnt, wieder die Gefühle meiner bisher erlebten Fahrradreisen Hofmanscher Prägung wieder kurzfristig aufleben zu lassen. Doch so sehr ich mich auch bemühe, ignorieren kann ich mittlerweile nun ganz sicher nicht mehr das Unwohlsein im Magen, das sich seit nunmehr rund 15min zunehmend ausbreitet und erste, schwache Würgreflexe provoziert. Das ist nun meine 7. Reise nach Wiederaufnahme des Flugbetriebs - so unangenehm war es bisher noch nicht. Ich versuche dies einfach zu ignorieren und zu akzeptieren, aber mir ist nach Erbrechen, ohne jegliche Chance auf Realisierung Letzteren. Nach weiteren 20min Radweg und 10 Orten, an denen es „noch nicht gepasst hat“ finde ich schließlich ein kleines intimes Stück Seezugang, an dem ich ungestört bin. Handtuch ausgebreitet, schnell ausgezogen und Musik, nach den letzten positiven Erfahrungen gleich die indischen Ragas, angemacht. Die gehen mir aber nach wenigen Augenblicken auf die Nerven. Also Musik aus, und nun - einfach Ruhe finden. Sämtlicher to-do Pflichten befreit, eingebettet in Schilfrohr, Bäume, Vogelgesang und Wellenrauschen will ich mich endlich dem Erleben ganz hingeben können. Aber die Übelkeit, innere Unruhe und auch zunehmender Druck im Verdauungstrakt geben mir einfach keine Ruhe. Nach weiteren 30-45min, ziemlich anstrengender Unbehaglichkeit und mehreren „Erleichterungen“, wird mir klar, dass ich hier keine Ruhe finden werde, und beschließe, in mein finales Tripquartier, das eigentlich erst für den Abend eingeplant war, zurückzufahren. Die Idee mit dem Wald ist heute ja mal so richtig in die Hose gegangen, im wahrsten Sinne. Und es erwartet mich ja noch der ewig lange und ermüdende Rückweg, diesmal um die andere Seite des Sees herum, die ich auch nicht besonders gut kenne.

Ein kurzer Moment der Konzentration lässt mich gewahr werden, was zu tun ist. Alles einpacken. Ach ja, anziehen muss ich mich ja auch wieder. Die Kommandos meiner Verstandes kommen mit der Apposition „und bitte lass es nicht eine Stunde dauern so verpeilt wie du bist!“ Es geht erstaunlich gut. Jetzt schnell noch einen Blick geworfen, ob auch ich wirklich alles mitgenommen habe – leichter gesagt als getan, denn jedes Detail, das meine Augen erblicken, birgt eine unendliche Quelle an Geschichten und Potenzialen, das es lohnenswert macht, dort länger zu verweilen - und ich schwinge mich auf den Sattel. Nein, halt! Noch nicht losfahren. Jetzt probiere ich es doch noch mal mit der Musik. Die lebendige Erinnerung an die überwältigenden Eindrücke während meiner letzten Radfahrt auf Substanzen durch den Wald, überzeugt mich rasch davon, einen erneuten Anlauf zu wagen. Da ich mich jedoch völlig außerstande sehe, eine alternative Musikauswahl zu treffen, drücke ich lediglich den ON Knopf der USB Box und schon erklingt das wundersame Spiel der Sitar und Tabla (gerade die Tabla ist für mich die Manifestation des Begriffs psychedelisch als Klangerzeuger, als ob ihr Klang bereits tiefere, verborgene Räume und Dimensionen, öffnet) und vermischt sich mit dem Zwitschern der Vögel, dem Rauschen der Blätter im Wind und dem Rascheln, Zirpen und Kreuchen am unteren Waldboden, das, wie ich mir einbilde, deutlich vernehmbar ist. Ich habe das Gefühl, meine Ohren können die subtilsten Hintergrundgeräusche herausfiltern und genau lokalisieren, beinahe gleich einem Sonargerät. Darunter mischen sich die Hintergrundgeräusche der Reifen, die über den Waldboden gleiten, jede Kontaktstelle des Reifens mit dem Boden wird akustisch klar und geradlinig in meinen Gehörgang übersetzt, und trifft dort auf raumgreifende Höhlen die, mehrdimensionalen, tiefen Fraktalen gleichen. Das Knistern beim Überfahren des mit Reif, Blättern und Zweigen übersäten Waldwegs verleiht meiner indischen Waldsynfonie eine gewisse Erdverbundenheit und fühlt sich ursächlich dafür an, dass ich mich nicht völlig verliere. Mein Unwohlsein, bis vor wenigen Momenten noch deutlich spürbar, löst sich plötzlich auf und gibt einem ekstatischen und magischen Gefühl Raum. Der Zauber der Substanz beginnt sich nun voll zu entfalten. Nach 2 mühseligen Stunden geht es mir jetzt deutlich besser. Die Fahrt durch den Wald wird immer traumartiger. Das Sonnenlicht schimmert mystisch durch die Bäume hindurch, glitzert, funkelt, strahlt, dreht sich und umgibt mich überall. Ich kann darin sogar aufgehen, wenn ich mich zentriere.

Obschon mir die körperliche Anstrengung mit zunehmender Zeit schwerer fällt, wird dieses Malheur doch kompensiert durch ein Spiel der Farben und Formen, das scheinbar aus jedem Punkt der belebten Welt hervorquillt und meine Fahrt freudig untermalt. Den Klängen der Sitar werden neue Dimensionen zuteil, breiten sich in den Höhlenfraktalen aus, mit neuer Tiefe und Qualität. Sie vibrieren in meinem Innersten und verbinden sich auf wundersame Weise in und mit mir, infolgedessen ich mit warmen Gefühlen der Liebe und der Glückseligkeit geflutet werde.

Von vorne höre ich Geräusche. Radfahrer kommen mir entgegen. Jetzt irgendwie in ein Gespräch verwickelt zu werden wäre der absolute Horror. Kein guter Moment, um Menschen zu begegnen. Und natürlich mache ich mir groteskerweise zusätzlich noch Sorgen wegen der Musik. Diese ist schon sehr speziell, sehr rituell und klassisch. Könnte auf manche Kandidaten sehr befremdlich wirken. Ich versuche also, den Blickkontakt zu meiden (damn it, dass ich heute auch die Sonnenbrille vergessen musste). Puuuh....alles noch mal gutgegangen, ich kann unbehelligt weiterfahren. Mir schießt durch den Kopf, wie unglaublich schwierig es gerade ist, klare Gedanken zu fassen, wie unglaublich schwer es jetzt fallen würde, zusammenhängende, logische Sätze zu konstruieren. Es ist, als ob das Konzept eines nahezu jeden Begriffs zunächst einmal gesucht und gefunden um dann erst aufwändig in seiner Bedeutung rekonstruiert zu werden, da keine Konnotationen griffbereit mehr abrufbar sind. Ich konstatiere also einmal mehr, wie hart ich am Trippen bin.

Und in reinem Glücksgefühl aufgehend auf meinem Rad sitzend, kommt der Spaß zu einem jähen Ende. Plötzlich ist der intime Waldweg zu Ende und ich bin mitten auf einem von Spaziergängern belebten Seeweg angekommen. „Oje, hier ist aber viel los“, schießt es mir durch den Kopf. Ja, viel zu viel, um alles zu verarbeiten. Ein weißes Blatt Papier wäre in diesem Moment schon ein kosmologisches Buch der Größe unserer Galaxis gewesen, wie sollte ich je all diese Informationen, die da auf mich einprasselten, jemals sortieren und verstehen? Junge Mütter mit Kinderwagen, Spaziergänger, Jogger, Fahrradfahrer, spielende Kinder, Bäume, Bewegungen, Lichter, und natürlich eine gefühlte Quadrillion verschiedener akustischer Wellen. Ganz schön viel zu verarbeiten! Bloß schnell hier durchfahren ist noch mein letzter Gedanke. Und während ich den mit jungen Müttern gesäumten Weg, wieder von der Freitagnachmittagssonne gestreichelt einschlage, und die Damen links überhole, erschallt plötzlich laut und deutlich vernehmbar mein Name aus dieser Gruppe. Während sich der Schock noch eiskalt ausbreitet und meinen ganzen Körper wie mit flüssigem aber auf sonderbare Art kalten Metall flutet und überzieht, entdecke ich zu meinem Entsetzen binnen Bruchteilen von Sekunden, wer dort meinen Namen gerufen hat. Bevor ich noch über das Metall nachdenken kann, steht eine Bekannte meiner Frau (die nota bene noch nichts von der Wiederaufnahme meiner Reisetätigkeit weiß) vor mir, Typ freundlich aber Schlaftablette. FUCK, genau das, was ich jetzt nicht gebraucht habe. Ultraschnelle Gedanken rasen durch mich hindurch, wie wird sie reagieren, wie soll ich reagieren, sie wird mir bestimmt ansehen, dass ich Substanzen konsumiert habe, ein RiesenGAU... Schließlich schaue ich Ihr aber doch direkt ins Gesicht, das heute in einem magischen Glanz erscheint, wie ein Engel, das Gesicht fast puppenhaft, aber anmutig und voller rötlich-weiß schimmernder, pulsierender Energie, sexueller Energie. Sie sieht gerade so aus, als ob sie wirklich in einer Phase hochgradiger Erregung wäre. Ich reiße mich so gut es geht zusammen, stammele ein, zwei Sätze, die ich heute unmöglich rekonstruieren kann und irgendetwas von „muss weiterfahren“ und sehe zu, dass ich Land gewinne. Bloß weg hier, vielleicht hat sie nichts gemerkt. Nach dem Schock trete ich voll in die Pedale, um wenige Augenblicke später genauso hart wieder abbremsen zu müssen.
Religion was invented when the first con man met the first fool.
Mark Twain
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