Ich habe jetzt eine ganze Weile in Irvan View (Photoshop habe ich nicht) herumgetrickst, mit dem Versuch, dieses psychedelische, absolut seltsame Landschaftsbild
dass ich am Samstag, genauer gesagt, am Sonntag Morgen für einige Stunden vor den Augen hatte, zu visualiseren, musste aber feststellen, dass es kaum
möglich ist, selbst mit visueller Kunst, psychdelische Empfindungen zufriedenstellend auszudrücken.
Die Erfahrung selber war sehr horrormäßig und beängstigend, aber daran war ich selber schuld.
Das hätte ich natürlich wissen müssen, dass man nicht mit hochpotenten Cannabinoiden leichtfertig herumspielt, wenn es einem psychisch dreckig geht,
alkoholisiert ist und in 24 Stunden arbeiten gehen muss, aber eins nach dem anderen.
Ich hatte letzte Woche Urlaub und aus irgend einem Grund - dass ist schon 10 Jahre so bei mir - geht es mir am Wochenende vor dem erneuten Arbeitsbeginn immer so dreckig.
Neigung zu Panikattacken, Depressionen und eine absolut trübe Grundstimmung.
Eigentlich wollte ich am Samstag überhaupt nichts konsumieren, selbst Indica-Gras wollte ich keines, weil es mir einfach schlecht ging.
Dennoch ging ich dann mit ein paar Freunden noch auf ein Zeltfest mit, beschloss aber, nur Bier zu trinken.
Eigentlich mag ich Alkohol gar nicht, aber nüchtern mochte ich die Realität auch nicht, also trank ich etwa 8 oder 9 Bier den Abend verteilt und fühlte mich
plötzlich richtig gut. Ich mag den Staat nicht, aber man kann nicht leugnen dass dieses staatliche Gesöff perfekt geeignet ist, jegliches seelisches Unbehagen
verschwinden zu lassen. Vermutlich ist Alkohol deshalb legal und so beliebt.
Wir kamen um 04:00 vom Zeltfest nachhause, zum Haus von einem Freund wo wir uns zuvor getroffen hatten.
Ich krame etwas in der Geldtasche herum, da fällt mir aus einem hinteren Fach eine bunte Tüte entgegen: Bonzai! Und ein paar Papes.
Da ich so euphorisch durch den Alkohol war, schlug ich vor, dass wir uns vorm Schlafen gehen noch einen Bonzai Joint bauen.
Die anderen wollten aber nicht mehr mitrauchen, also sagte ich ihnen, ich geh noch schnell die Böschung hinauf, zum Waldrand und baue mir einen.
Gesagt, getan.
Dort angekommen baue ich mir den Joint und rauche ihn voller Vorfreude tief und schnell weg.
Vermutlich war auch die Dosierung deutlich höher als sonst, da der Alkohol das vernünftige Handeln so stark limitiert (sehr sehr gefährlich!!!!)
Bereits bei der Hälfte merkte ich, dass die Wirkung wohl wirklich extrem wird und als er zu Ende geraucht war, versetzt mir Bonzai einen
absolut schwarzen, Ego-zerschmetternden Höllenflash wie schon lange nicht mehr.
Mein Ich löste sich auf, und das letzte kümmerliche Fragment vom Ich das übrig blieb, war irgendwie ein anderer Mensch.
Sehr schwer zu beschreiben und fast etwas Salvia-mäßig. Ich habe den ganzen Trip hindurch gewisse Vergleiche und Parallelen zu Salvia gezogen,
vermutlich deshalb, weil ich vor allem von Salvia so dermassen starke psychedelische Wirkungen kenne.
Die Wirkung wurde stärker und stärker und nahm gewisse dissoziative Züge an, dass ich es echt mit der Angst zu tun bekam.
Ich war nicht mehr Ich. Es war zwar noch ein verkümmertes Etwas in meinem Körper, aber das war nicht das Ich und die Person die ich kenne.
Teilweise kam es mir vor, als würde ich das Leben einer anderen Person führen.
Mein irdischer Körper der hastig atmete und dessen Hände zitterten hockte sich auf den Boden und betrachtete im Morgengrauen die Landschaft gegenüber von ihm.
Es war eine kleine Wohnsiedlung auf einem Hügel.
Und nun folgte der eigentliche Haupteil des Trips der sich über einige Stunden hinzog und mir den gesamten Sonntag, ja selbst am Montag noch zu denken gab
und einen gewissen Schrecken in den Knochen zurücklies, wobei ich aber jetzt nach über 2 Tagen selber nicht mehr so genau nachfühlen kann, was an diesem Landschaftsbild
so beängstigend war. Ich versuchte es mit Irvan View ansatzweise zu visualiseren, was aber unmöglich ist, also muss doch wieder eine verbale Beschreibung herhalten.
Dieser Landschaftsausschnitt hatte irgend ein Ähnlichkeit mit Salvia. Es war nicht genau so wie Salvia, aber die Ähnlichkeit bestand darin, dass er ebenfalls
in dieses absolut bizarre und mit Worten nicht näher beschreibbare Ambient Light gehüllt war, genau wie auch die Parallelwelten auf Salvia.
Hell, vertraut von irgendwo, eigentlich sogar mein Zuhause, dissoziativ und irgendwie war es in einer ähnlichen Weise garstig anstrengend, wie auf Salvia,
diesen Landschaftsausschnitt zu erleben. Ich bekam eine höllische Angst, was wäre, wenn die Wirkung noch länger und noch stärker werden würde und ich
stundenlang in diesem dissoziativ-salviaähnlichen Gebilde festhängen würde, von dem ich sogar so ein gewisses Gefühl hatte, als wäre es auch nur eine 2 dimensionale
Fläche, die man wie eine Tapete runter ziehen kann...und dann..und dann...was ist dahinter???
Was ist wenn ich jetzt eine Tür leichtsinnig aufgerissen habe, die auch im Alltag nicht mehr ganz geschlossen wird, oder ich zumindest weis, das es sie gibt??
Ich versuchte mich selber zu beruhigen und sagte mir, dass das doch für mich nichts neues ist, dass es Parllelwelten gibt, das erlebe ich doch auf Salvia ständig!
Das war richtig und das extreme Gedankenrasen beruhigte sich etwas.
Irgendwann nickte ich ein und hatte auch den gesamten Halbschlaf über, immer dieses absolut seltsame Lanschaftsbild vor den Augen.
Es war wie ein Standbild am Fernseher, als hätte man in einem Video auf "Stopp" gedrückt und hat jetzt für Stunden dieses Bild am Bildschirm, genau so!
Das hatte sich richtig festgefahren in mir.
Nach etwa 2 Stunden wachte ich auf, die Sonne schien bereits und der absolute Höhepunkt war vorbei, aber ich fühlte mich noch zerschossen und absolut neben der Spur.
Ich ging nach Hause und am Weg dorthin, hatte ich noch immer dieses Bild vor dem geistigen Auge, gleichzeitig fiel mir ein, dass ich in weniger als 20 Stunden arbeiten muss.
Verdammt nochmal, sagte ich zu mir selber, warum rauchst so etwas, wenn du morgen arbeiten musst, noch dazu in dieser Verfassung, gehts noch???
Dieses Bild hatte ich noch den gesamten Sonntag im Kopf, wobei es von Stunde zu Stunde etwas schwächer wurde und mir saß ein Schock in den Knochen, der
noch immer mein Ich etwas in Frage stellte.
Ich überlegte, wie ich dieses Erlebnis nutzen könnte, um das Steuer rum zu reissen und aus dem Horror etwas therapeutisch nützliches zu machen.
Dabei fiel mir ein, dass dieses mulmige Gefühl vor der Arbeit doch auch nur durch ein unsicheres, kontingentes Selbst entsteht.
Vermutlich hat mir genau deshalb der Trip mein Ich so aufdringlich zerschossen, dachte ich mir, um mich dahingehend richtig wach zu rütteln.
Ich muss also mit aller Kraft, mir selber beweisen, dass ich meinem Ich vertrauen kann, dann sollte es wieder passen, ja ich sollte im Idealfall sogar
gestärkt aus der Erfahrung hervor gehen.
So startete ich ich am Montag ohne Hilfsmittel in den 1. Arbeitstag. Kein CBD, keine Benzos, keine Inderal, wie sonst üblich am Montag.
Ich hatte zwar noch ein paar Inderal in der Schublade im Büro, rührte sie aber beharrlich nicht an.
Den gesamten Tag arbeitete ich mit aller Kraft an den Projekten weiter, auch wenn ich die ganze Nacht von Sonntag auf Montag nicht geschlafen hatte.
Aufkommende Panikattacken lies ich absichtlich zu, lies sie vorbei ziehen und aktzeptierte sie.
Ganz bewusst stellte ich mich allen Dingen die mir unangenehm sind und ich eigentlich lieber vermeiden möchte, aber da muss ich durch dachte ich mir.
Ich nutze dieses Wachrütteln um mein Ich zu stärken und zu formen.
Du kannst dir selber nur mehr vertrauen lernen in dem du alles machst was du eigentlich nicht glaubst zu schaffen und dich überfordert, den ganzen Tag, sagte ich mir immer wieder.
Jetzt ist Dienstag Abend und ich habe bei meinen Projekten mehr vorwärts gebracht als in den Wochen davor. Ich fühle mich in meinem Selbstvertrauen wirklich gestärkt
und gefestigt und bin jetzt im Nachhinein froh diese Erfahrung gemacht zu haben, nur ob man so eine psychedelische Ohrfeige bekommen will, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Hier noch dieses Landschaftsbild dass ich die ganze Zeit im Kopf hatte und das so seltsam war.
Es stellte neben der Ego-Zerschmetterung den weiteren Hauptteil des Trips dar und seine Bedeutung erschliesst sich mir noch nicht vollständig.
Es war hell, vertraut, eine Art zuhause, seltsam dissoziativ und fast ein wenig salviaähnlich und doch auch wieder nicht. Sehr bizarr.