Psychedelische Windengewächse

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Rotfuchs
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Psychedelische Windengewächse

Beitrag von Rotfuchs »

Psychedelische Windengewächse / Psychoaktive Windengewächse aller Art


Bin gerade dabei mir eine Liste von psychoaktiven Windengewächsen (Convolvulaceae) anzulegen, würde gerne tiefergehend zu den Spezies recherchieren. Ich habe die folgenden Pflanzen gefunden, wäre euch um Anregung und Ergänzung dankbar:

  • Argyreia barnesii (MERRILL) OOSTROOM
  • Argyreia cuneata
  • Argyreia hainanensis (?)
  • Argyreia luzonensis
  • Argyreia mollis
  • Argyreia nervosa
  • Argyreia obtusifolia
  • Argyreia philippinensis
  • Argyreia splendens
  • Argyreia wallichi
  • Calystegia sepium (Echte Zaunwinde)
  • Calystegia atriplicifolia
  • Calystegia occidentalis
  • Calystegia pellita
  • Calystegia pulchra
  • Calystegia purpurata
  • Calystegia silvatica
  • Calystegia soldanella
  • Calystegia spithamaeus
  • Calystegia wallichianus
  • Convolvulus arvensis (Acker-Winde)
  • Convolvulus scammonia
  • Convolvulus tricolor
  • Convolvulus glomeratus [evtl.]
  • Convolvulus pseudocantabricus [evtl.]
  • Distimake tuberosus [evtl.]
  • Ipomoea tricolor / I. violacae / I. ... (weitere betreffende spec.)
  • Stictocardia tilifolia [evtl.]
  • Turbina Corymbosa
Bin auch über Leseempfehlungen dankbar.
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אל תשאלו
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Re: Psychedelische Windengewächse

Beitrag von אל תשאלו »

Bist du nur an psychedelischen oder generell psychoaktiven Winden interessiert? Die Grenzen in den einzelnen Winden Unterarten sind ja teilweise fließend. Viele dieser Arten sind pharmakologisch ziemlich interessant. Für die psychedelischen Vertreter der Ipomea Arten habe ich mich bis jetzt nur am Rande interessiert. Interessanter waren die essbaren und medizinisch wirksamen Vertreter der Prunkwinden und anderer Windenarten, wie in erster Linie Ipomoea batatas, mit ihren zig Sorten und faszinierender Geschichte. Es gibt weitere Arten die in Teilen von Asien ebenfalls gegessen werden. Am bekanntesten ist noch Ipomea auatica die neben der Verwendung als Gemüse in der lokalen Volksmedizin eingesetzt wird.
Interessanter ist für dich sicher I. batatas aus deren stärkehaltigen Knollen auch Alkohol gewonnen wird. Es gibt wie gesagt weitere Arten im östlichen Asien bei den Ipomea, die ähnlich wie die bekannte Süßkartoffel als Gemüse und wegen ihrer Stärke verwendet werden. Bei Interesse kann ich ein paar Stichwörter zu Sorten und Arten liefern.

Die laxative Wirkung von Convolvulus scammonium und Ipomoea purga kann im Extremfall vermutlich schon mal als psychoaktiv empfunden werden wenn es so richtig auf der Schüssel rund geht. Seit es bessere nebenwirkungsfreiere Mittel gibt kommen sie nicht mehr zur Anwendung. Vermutlich sind beide für dich weniger interessant.
Dann vermutlich schon eher die auf den Kanaren vorkommenden Arten Convolvulus scoparius und C. floridus aus deren Wurzeln Rosenöl gewonnen wird. Dieses Destilat riecht medizinischer als das echte Rosenöl. Ob es ebenfalls, außer als Duftstoff für Kosmetika, wie das echte Rosenöl u.a. eine Angst und Stressmindernde Wirkung hat, oder ob es bei innerlicher Anwendung giftig wirkt, kann ich nicht beantworten.

Das die Acker-Winde (Convolvulus arvensis) als alte einheimische Heilpflanze Herz-Kreislauf-Glykoside enthält und psychoaktive Alkaloide, für „Hexensalben“ hat braucht glaube ich nicht erwähnt werden.

Loline oder Lolinalkaloide, wie in manchen Gräsern, so z.B. im Taumel-Lolch (Lolium temulentum), sind näher am Thema und kommen in Argyreia mollis vor.

Ob Merremia aegyptia der richtige Art Name ist oder es sich um ein Synonym einer anderen Merremia Art handelt bin ich mir grad nicht sicher. Jedenfalls enthält diese weitere Windenart Tetrahydro-b-Carboline.

Zum Schluss noch der Hinweis das Cuscuta europaea, eine auch in Europa vorkommende Teufelszwirn Art, ebenfalls zu den Winden gezählt wird. Teufelszwirne sind Vollschmarotzer Pflanzen.
Enthalten sind vermutlich Ergolinalkaloide.

So damit habe ich im groben erst einmal mein Wissen zu Winden verschossen.
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Rotfuchs
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Re: Psychedelische Windengewächse

Beitrag von Rotfuchs »

Danke! Auf Dich ist einfach immer Verlass bei solchen Themen.
chronic hat geschrieben: 19. Apr 2020, 17:47 Bist du nur an psychedelischen oder generell psychoaktiven Winden interessiert? Die Grenzen in den einzelnen Winden Unterarten sind ja teilweise fließend. Viele dieser Arten sind pharmakologisch ziemlich interessant. Für die psychedelischen Vertreter der Ipomea Arten habe ich mich bis jetzt nur am Rande interessiert. Interessanter waren die essbaren und medizinisch wirksamen Vertreter der Prunkwinden und anderer Windenarten, wie in erster Linie Ipomoea batatas, mit ihren zig Sorten und faszinierender Geschichte.
Prinzipiell sind für mich alle Windenarten interessant, insbesondere wenn sie eine pharmakologische Bedeutung bzw. eine Geschichte der menschlichen Verwendung haben.
chronic hat geschrieben: 19. Apr 2020, 17:47 Interessanter ist für dich sicher I. batatas aus deren stärkehaltigen Knollen auch Alkohol gewonnen wird. Es gibt wie gesagt weitere Arten im östlichen Asien bei den Ipomea, die ähnlich wie die bekannte Süßkartoffel als Gemüse und wegen ihrer Stärke verwendet werden. Bei Interesse kann ich ein paar Stichwörter zu Sorten und Arten liefern.
Stichwörter würden mich sehr interessieren.
chronic hat geschrieben: 19. Apr 2020, 17:47 Die laxative Wirkung von Convolvulus scammonium und Ipomoea purga kann im Extremfall vermutlich schon mal als psychoaktiv empfunden werden wenn es so richtig auf der Schüssel rund geht. Seit es bessere nebenwirkungsfreiere Mittel gibt kommen sie nicht mehr zur Anwendung. Vermutlich sind beide für dich weniger interessant.
chronic hat geschrieben: 19. Apr 2020, 17:47 Loline oder Lolinalkaloide, wie in manchen Gräsern, so z.B. im Taumel-Lolch (Lolium temulentum), sind näher am Thema und kommen in Argyreia mollis vor.
Können Loline psychoaktiv wirken? Ich kenne mich mit diesen Alkaloiden leider gar nicht aus.
chronic hat geschrieben: 19. Apr 2020, 17:47 Ob Merremia aegyptia der richtige Art Name ist oder es sich um ein Synonym einer anderen Merremia Art handelt bin ich mir grad nicht sicher. Jedenfalls enthält diese weitere Windenart Tetrahydro-b-Carboline.
Der mittlerweile akzeptierte Name ist "Distimake aegyptius", habe ich gerade nachgeschlagen.
chronic hat geschrieben: 19. Apr 2020, 17:47 Zum Schluss noch der Hinweis das Cuscuta europaea, eine auch in Europa vorkommende Teufelszwirn Art, ebenfalls zu den Winden gezählt wird. Teufelszwirne sind Vollschmarotzer Pflanzen.
Enthalten sind vermutlich Ergolinalkaloide.
Ich habe gerade eine Weile gesucht, aber dafür keine Belege gefunden. Hast du eine Idee wo ich suchen könnte?

Durch die Recherchie zu C. europaea habe ich noch mehr Kandidaten für die Liste gefunden:


  • Argyreia capitiformis (Syn. A. capitata) [Ergoline] (Chao/DerMarderosian 1973: 2436)
  • Argyreia maingayi, [Ergoline] (Chao/DerMarderosian 1973: 2436)
  • Argyreia reticulata. [Ergoline] (Chao/DerMarderosian 1973: 2436)
  • Argyreia ridleyi, [Ergoline] (Chao/DerMarderosian 1973: 2436)
  • Argyreia rubicunda [Ergoline] (Chao/DerMarderosian 1973: 2436)
  • Cuscuta monogyna [Ergoline] (Chao/DerMarderosian 1973: 2436)
  • Cuscuta chinensis [Ergoline] (Chao/DerMarderosian 1973: 2436)
  • Distimake aegyptius (Syn. Merremia aegyptia) [Tetrahydro-b-Carboline]. (Joshi et al. )
Falls sich jemand irgendwann mal in diesen Thread verirrt, hier ein paar wichtige Quellen:
  • Chao, Jew-Ming, und Ara H. DerMarderosian. „Identification of Ergoline Alkaloids in the Genus Argyreia and Related Genera and Their Chemotaxonomic Implications in the Convolvulaceae“. Phytochemistry 12, Nr. 10 (Oktober 1973): 2435–40. https://doi.org/10.1016/0031-9422(73)80451-0.
  • Eich, Eckart. Solanaceae and Convolvulaceae: Secondary Metabolites: Biosynthesis, Chemotaxonomy, Biological and Economic Significance (A Handbook). Berlin Heidelberg: Springer-Verlag, 2008. https://doi.org/10.1007/978-3-540-74541-9.
  • Joshi, Ridhi, Shikha Agarwal, und Vidya Patni. „Evaluation of Anti-Microbial Activity of in Vitro and in Vivo Plant Parts of Merremia Dissecta and Merremia Aegyptia“. International Journal of Pharmaceutical Sciences and Research 6, Nr. 6: 2477–83. Zugegriffen 20. April 2020. https://doi.org/10.13040/IJPSR.0975-8232.6(6).2477-83.
Waaagh
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Re: Psychedelische Windengewächse

Beitrag von Waaagh »

Sind die super interessanten Inhaltsstoffe bei allen Winden auf endophytische Pilze zurückzuführen ?

Ich kann sonst leider nicht viel beitragen.
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Rotfuchs
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Re: Psychedelische Windengewächse

Beitrag von Rotfuchs »

Soweit ich das bisher gelesen habe scheint LSA / LSH auf Ipomoea / Turbina / Argyreia immer von Pilzen produziert zu sein. Dafür würde ich aber meine Hand nicht ins Feuer legen, das ist etwas was ich ebenfalls recherchieren möchte.

  • Hellwig, Sabine. „Ergolinalkaloidvorkommen bei Convolvulaceen: Biochemische und ökologische Interaktionen einer Pflanze-Pilz-Symbiose“. Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 2007.
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Bender
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Re: Psychedelische Windengewächse

Beitrag von Bender »

Falls sich jemand irgendwann mal in diesen Thread verirrt, hier ein paar wichtige Quellen:
Wird schon gelesen, kann zu dem Thema aber nur wenig beitragen. Allerdings suche ich gerade wirklich ein schönes Rankengewächs für ein kleines abgestorbenes Bäumchen, das Solitär in der Vollsonne steht. An dem Platz ist bisher alles eingegangen.

Gibt es richtig winterharte Sorten? Höre von der Ackerwinde eher immer nur was von „milden Wintern“
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Re: Psychedelische Windengewächse

Beitrag von Waaagh »

Rotfuchs hat geschrieben: 21. Apr 2020, 12:09 Soweit ich das bisher gelesen habe scheint LSA / LSH auf Ipomoea / Turbina / Argyreia immer von Pilzen produziert zu sein. Dafür würde ich aber meine Hand nicht ins Feuer legen, das ist etwas was ich ebenfalls recherchieren möchte.

  • Hellwig, Sabine. „Ergolinalkaloidvorkommen bei Convolvulaceen: Biochemische und ökologische Interaktionen einer Pflanze-Pilz-Symbiose“. Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 2007.
Hab die Original Publikation gelesen und finde das irre spannend, auch wie der der Wissenschaft und selbst Steglich ? der endophytische Pilz durch die Lappen gegangen ist.

Nur stellt sich mir jetzt die Frage auf ob die anderen tollen Produkte der Winden auch auf diese Pilze zurückzuführen sind.


@ Bender, nimm doch sowas wie Ipomea tricolor, das blüht wunderschön und säht sich wieder selbst aus.
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Rotfuchs
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Re: Psychedelische Windengewächse

Beitrag von Rotfuchs »

Waaagh hat geschrieben: 21. Apr 2020, 18:42 Hab die Original Publikation gelesen und finde das irre spannend, auch wie der der Wissenschaft und selbst Steglich ? der endophytische Pilz durch die Lappen gegangen ist.

Nur stellt sich mir jetzt die Frage auf ob die anderen tollen Produkte der Winden auch auf diese Pilze zurückzuführen sind.
Ist halt doch irgendwie ein Nischenthema.

Ich habe ein paar Exemplare in der Zucht (bzw. bei Calystegia sepium Convolvulus Arvensis werde ich im Sommer ins Feld gehen und Proben nehmen). Sofern dann die Labore in der Uni wieder zugänglich sind werde ich mal ein paar Blätter und Saatgut untersuchen (/untersuchen lassen von einem befreundeten Pharmazeuten, wenn möglich), theoretisch sollten Spuren der Pilzgeflechte in entsprechender Methode sichtbar sein. An ein REM werde ich vermutlich nicht rankommen, aber lichtmikroskopie (wie bei Hellwig) geht vielleicht klar.
Mal sehen was daraus wird.
Waaagh
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Re: Psychedelische Windengewächse

Beitrag von Waaagh »

Ich würde das einfach anfärben, mit Calcofluor zb. brauchst aber das richtige Fluoreszenz Licht-Mikroskop dafür.
Geht echt ganz easy, ich schau immer so ob ich zb nen Monokaryon hab vorm Sequenzieren.
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Rotfuchs
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Re: Psychedelische Windengewächse

Beitrag von Rotfuchs »

Das klingt doch fantastisch. Dann werde ich das im Sommer einmal testen.
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