Zivilcourage

[syzygy]

*Sativa lob*

Hab heute mit ner (gaaanz) alten Bäuerin geredet. So wie man sich ein Original vorstellt... Krummer Rücken, eingefallenes Auge, komisch behaarte Warze, dicke Hände und eine Katze auf dem Schoss. War ne ganz liebe.

[Pusemuckel]

@ Sativa: bezüglich des Egoismus in unserer Gesellschaft muß ich dir recht geben!!!! Ich würde ja am liebsten sagen das das was du gemacht hast doch eigentlich jeder gemacht hätte, nur wenn ich dann von dir höre das vorher schon Leute im Haus unterwegs waren und nicht reagiert habe..... Haste wirklich gut gemacht!!
Es fängt ja häufig schon bei Kleinigkeiten an, z.B. aufzustehen wenn ältere Menschen in einen vollen Bus oder ne volle Bahn einsteigen und ihnen seinen eigenen Sitzplatz anzubieten!!

[Sativa]

Ja es sollte selbstverständlich sein hilflosen oder auch alten Menschen zu helfen!!!
Aber leider ist es nicht so und das kann einen ziemlich aufregen,habe genug Beispiele erlebt wo andere hätten helfen müssen aber nur weg geschaut haben.Noch schlimmer ist es wenn sie gaffen und nicht helfen,finde das echt schlimm heut zu Tage.
Haben diese Leute kein Gewissen?

[hammock]

@ Puse:

Es war auf jeden Fall richtig, was du gemacht hast !!!
Ob ich mich genauso verhalten hätte, kann ich nicht sagen. Grad wenn man gleich zwei unbekannten Typen gegenüber steht, von denen man nichts weiß.

Alle Achtung !!!

[denise]

von denen man nichts weiß.

Ausser, daß sie der Breitlings Fraktion angehören (mit einen heftigen Trizeps) und auf flex sind.

[bluesky]

Es geht immer ohne Gewalt. Jedenfalls hab ich das bisher strickt und ausnahmslos so durchgehalten. Klar, mal in der Grundschule gekäbbelt... das wars dann aber auch.

In der Regel löst sich eine solche Situation schon immer durch Passivität auf. Lass dir eine geben und mach nix. Wenn es überhaupt so weit kam, war das dann der Punkt wo der Aggressor die Lust verlor.

Aber sie sieht es jetzt aus, wenn man anderen helfen möchte? Hier kann man durch die erwiderte Aggression die unterlegeneren Person aus der Situation Befreien. Schlicht weil der Aggressor durch den Einsatz Abgelenkt ist. Hier würde ich mich fragen, ob man die Ablenkung nicht auch anders erzeugen kann....

Ich finds aber allemal OK, wie du das gelöst hast- Schließlich ist man durch Adrenalin und Konsorten i.d.R. nicht wirklich super in mentaler Aktivität.

[denise]

Es geht immer ohne Gewalt. Jedenfalls hab ich das bisher strickt und ausnahmslos so durchgehalten. Klar, mal in der Grundschule gekäbbelt... das wars dann aber auch.

In der Regel löst sich eine solche Situation schon immer durch Passivität auf. Lass dir eine geben und mach nix. Wenn es überhaupt so weit kam, war das dann der Punkt wo der Aggressor die Lust verlor.

Aber sie sieht es jetzt aus, wenn man anderen helfen möchte? Hier kann man durch die erwiderte Aggression die unterlegeneren Person aus der Situation Befreien. Schlicht weil der Aggressor durch den Einsatz Abgelenkt ist. Hier würde ich mich fragen, ob man die Ablenkung nicht auch anders erzeugen kann....

Ich finds aber allemal OK, wie du das gelöst hast- Schließlich ist man durch Adrenalin und Konsorten i.d.R. nicht wirklich super in mentaler Aktivität.

Weiche dem Schlage aus, dann verliert sich die agression, weil er sich an der straßenbahn verletzt

[Cpt. Schwing]

Hey my Pusi

auch von mir noch nachträglich ein: Danke und Hut ab, dass du mir/unserer Gesellschaft einen kleinen Lichtblick in Sachen Menschlichkeit gegeben hast. Zivilcourage, vor allem unter der Bedrohung der eigenen Gesundheit, leidet heutzutage wohl sehr stark unter der Angst, der Anonymität und der Unfähigkeit zu Empathie (Dreck von anderen ist nicht mein Dreck). Nicht dass ich die Angst davor, selbst in die Mangel genommen zu werden, nicht nachvollziehen und verstehen kann. Denn der Selbsterhaltungstriebsitzt mit dem Egoismus denn mit dem Altruismus in einem Boot.

Eine Erfahrung, die ich nicht vergessen kann/"möchte" und einen erheblichen Einfluss auf meinen Umgang mit solchen Situationen besitzt:
Zusammen mit einem Freund möchte ich ein Konzert in einem Schuppen besuchen, der mitten im Rotlichtviertel zu finden ist. Dort angekommen müssen wir merken: oje, die Schlange hat keine Zähne und keinen Kopf, dafür ist sie schweinisch lang, ich armer Tropf. Naja, glücklicherweise hat mann ne Buddel Bier dabei. Wir setzen uns also in einen Innenhof mit Sicht auf die anstehenden Menschen. Auf einmal kommt eine Frau um die Ecke gerannt, ihr auf den Fersen ein Mann. Als der Mann die Frau erreicht hatte, beginnt er sie mit Fäusten und Tritten zu traktieren. Es brauchte einige Sekunden bis mein Freund und ich die Lage kapiert haben, uns ansahen, die Flaschen auf den Boden "stellten" und uns bemerkbar machend auf die beiden zustürzten. Nachdem wir den Mann erstmal von der Frau weg gestossen hatten, hat der wohl kapiert, dass er zwei Leuten gegenübersteht und hat sich (gemächlich) aus dem Staub gemacht. Wir haben uns dann um die Frau gekümmert, welche jedoch in wenigen Worten zum Verstehen gab, dass sie sich selbst um sich kümmert und in den nächsten Eingang verschwunden ist. (Ich weiss nicht, in welchem "Verhältnis" die beiden, also Mann und Frau, standen und wie die Geschichte weiterging, welche Konsequenzen auch unser Eingreifen hatte.)
Was mich dann wirklich mordsaumässig wütend machte, war, dass sich die vielenvielen Menschen in der Schlange, welche gerade mal 5 Meter von der Situation entfernt waren, nicht einen Deut bewegt, gekümmert hatten. Eine stumme Mehrheit, welche, zwar einige mit dem Schrecken im Gesicht, sich einzig dem Staunen und Gaffen hingaben. Es war das einzige Mal in meinem Leben, an dem ich eine Masse von Menschen mit einem Schwall nicht ganz so jugendfreier Wörter (also diejenigen, die ich meinem Sohn nun "verbiete") eindeckte.

Ich hab mir danach "geschworen", dass ich nicht zu diesen Schweigern zählen möchte. Ja, das gibt ab und an brenzlige Situationen. Jedoch ist es mir bis anhin, wie Bluesky, gelungen, diese Angelegenheiten ohne Gewaltanwendung (von und gegen mich) aufzulösen. Dabei helfen mir immer wieder meine (gelernten) Deeskalationsstrategien. Zudem ist der direkte Einbezug anderer Anwesenden, sprich das persönliche Ansprechen von weiteren Personen, sich doch zusammen mit einem um die Angelegenheit zu kümmern, hilfreich. Hilfreich für einem selber (gibt Mut!) und zur Auflösung der Situation (ein gemeinsames Auftreten, der Zusammnhalt ist meist für viele Dumpfbacken bereits zuviel).

in diesem Sinne: piiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiis
der Käptän

[AshTea]

Erstmal all denen die Handeln zolle ich meinen Respekt und ich bin froh, dass die Situationen auch gut ausgegangen sind. Das es auch anders gehen kann, hört man oft in den Nachrichten, wie gerade aktuell der Fall. Allgemein bin ich schon jemand, der sich für andere Menschen einsetzt und gern Hilfe anbietet, aber einmal war ich in der Situation, wo ich mich entscheiden musste und es einfach laufen lief. Es war mitten in der Nacht und ich saß in der U-Bahn. Mir gegenüber saß ein etwas jüngerer. Es stieg dann irgendwann ein Kerl mit seiner Freundin ein. Er fing dann ziemlich schnell an zu pöbeln. Er nahm sich den anderen Mitfahrer vor, zog ihm am Kragen und schlug ihn mit der flachen Hand ins Gesicht. In der Situation dachte ich immer wieder daran etwas zu tun, aber ich fand keine Kraft. Zum einen war der Typ ein Bär gegen mich und der Mitfahrer war noch schwächlicher als ich. Also selbst wir beide zusammen hätten es nicht mit ihm aufnehmen können. Unterstützung gab es auch keine, denn wir waren tatsächlich die einzigsten Fahrgäste. Der Pöbler hatte keinen Spass an seinem Opfer und nahm sich dann mich vor. Zog von Anfang an die selbe Masche durch. Mein Glück wars nur, dass er mich erst provozieren wollte und zog meine Kopfhörer aus den Ohren, hörte meine Musik und meinte "Techno ist scheisse". Ich antwortete das er recht habe und grinste ihn an. Er fand das besonders lustig, dass er laut lachend von mir abließ und kurz darauf verschwand. Der Freundin war sein Verhalten auch nicht recht und wollte ihn verbal immer wieder abbringen.

Die Geschichte beschäftigt mich ab und zu immer wieder mal. Was wäre wenn ich eingegriffen hätte. Hätte der andere Junge dann nicht so viele Prügel bekommen oder hätte es den Angreifer provoziert und dann massiv gegen uns beide gearbeitet. Wenn ich allein bin werde ich sicher immer überlegen, bevor ich einschreite. Auf jeden Fall würde ich sofort die Polizei rufen, da ja heutzutage jeder ein Handy hat, was ich damals nicht hatte. Sollte ich das Glück haben, dass ich nicht allein bin, würde ich ohne nachzudenken einschreiten.

Das Thema einen Gegner verunsichern finde ich sehr interessant, denn so kann man manche Situation entschärfen. Ein Video zu dem Thema erinnert mich irgendwie an die Szene damals in der U-bahn.


Das Thema Zivilcourage ist sehr umstritten, aber wenn mehrere Leute in der Nähe rumstehen, dann verstehe ich das nicht. Da kann man schnell jemanden darum bitten, dass er einen gegen solche Angreifer folgt. Viele warten aber auf einen Führer. Einer der sagt, los gehts wir greifen ein. Wenn dann wenige losgehen, dann folgen meistens noch ein paar Schweiger. Aber diese einsamen Rettungen, wenn der Gegner möglicherweise bewaffnet ist oder in der Nähe Freunde hat, machen mir schon Angst, auch wenn ich mich dafür schäme.

[Daphne]

Ich muss hier unbedingt ein großes Dankeschön hinterlassen, denn leider sind Zivilcouragen in der heutigen Zeit wahnsinnig gefährlich geworden, wie Berichte diverser Zeitungen zeigen. Respekt, dass du so mutig warst und geholfen hast, doch gleichzeitig muss man auch sagen, hast du sehr unvorsichtig gehandelt, denn es hätte übel für dich ausgehen können. Bei solchen Gestalten weiß man leider nie, ob sie dich nicht hinterrücks angreifen und/oder Waffen dabei habe.

Trotzdem Hochachtung für deinen Mut.