Die gestrige Erfahrung war vor allem dadurch geprägt, dass sich mein Ego in die Position eines neutralen Beobachters begeben hat,
aus der es möglich war, allerlei Traumascheisse aus der Kindheit nochmal Revue passieren zu lassen, es zu aktzeptieren,
zu integrieren und letztlich zu transzendieren, ohne sonderlich emotional darauf zu reagieren.
Der Trip war somit therapeutisch sicherlich wichtig.
Begonnen hat es damit, dass ich zuerst eine Mischung aus Gras+Bilsenkraut+Huflattich aus primär medizinischen Gründen
geraucht habe um eine Atemwegsinfektion auszukurieren. Danach fühlte ich mich angenehm bekifft und kam dann auf die Idee,
dass ich doch wieder zur Mühle runter gehen könnte, von der ich schon neulich berichtete, und dort noch einen richtigen
starken Cannabionidtrip unternehmen könnte.
Gesagt getan. Ich baute mir noch einen Joint aus 0.2g Bonzai und machte mich auf den Weg.
Bei der Mühle am Fluss unten angekommen rauchte ich ihn und stellte schon bei der Hälfte fest, dass 0.2g Bonzai schon fast
zu viel des Guten ist, wenn man ohnehin schon bekifft ist.
Ich rauchte ihn noch mit Mühe fertig und merkte bei den letzten paar Zügen schon, wie die Welt um mich herum richtig
surreal und kontingent wird.
Dazu extremes Herzrasen, Gedankenrasen und diese unterschwellige Paranoia, der man nie so recht trauen kann.
Ich wurde den Verdacht nicht los, dass mich, als ich am bicycle day auch hier kiffte, jemand beobachtet haben könnte und deshalb im Gebüsch
Wärmebildkameras installiert sind und dass deshalb jetzt Hubschrauber kommen, von denen sich Bullen abseilen.
Mir war im Hinterkopf noch klar, dass diese Paranoia von der Droge kommen muss und beschloss, mich aktiv der Paranoia
zu stellen, auch wenn es angenehmer gewesen wäre sich in einer tiefen Höhle völlig zu verbarrikadieren.
Also ging ich ein Stück auf der Sandtrasse hinauf, auf eine offene weite Ebene auf der Wiese wo die Paranoia
am maximalsten war und wartete einfach und sagte zu mir selber, ja und, da bin ich, was soll den schon sein??
Das führte ich fort, bis die Paranoia ausklang.
Dann ging ich langsam die Sandstrasse entlang und verfiel in starke Gedankenflashes.
Mir fielen, ähnlich wie auch in früheren Erfahrungen viele Sequenzen aus der Kindheit wieder ein, die ich nun aus einem
völlig anderem Blickwinkel betrachten konnte und stellte fest, in welcher Weise die meine Persönlichkeit beinflusst haben.
Vieles davon war Trauma-Scheisse, die ich jetzt wegen Paranoia nicht im Detail ins Internet schreiben kann,
aber der Kernpunkt der Erfahrung war jedenfalls, dass sich mein Ich, aus einer Art Opferrolle heraus, in die Rolle
eines objektiven Beobachters begeben hatte, ähnlich wie wenn man bei einem Ego-Shooter in die Rear-View umschaltet genau so!
Aus dieser Perspektive konnte ich die Gedankenflahes sozusagen als Dritter beoboachten und analysieren ohne aber sonderlich
emotional darauf zu reagieren. Immer wenn eine unangenehme Erfahrung hochkam sagte ich zu mir selber:
"Ok, ist halt so! Akzeptiere ich! Ich schliesse damit ab, und meinem Ich kann das absolut nichs anhaben!!"
Auf die gleiche Weise begenete ich ich alternativen Abläufen der Geschichte, die ich nun parallel dazu auch teilweise
erlebte. Mir schossen einige Situationen durch den Kopf, die wenn man Pech gehabt hätte, auch ganz anders ausgehen hätte
können, und durchlebte sie so real, dass ich schon zu mir selber sagen musste, dass ist nur ein Trip, nur ein Trip,
morgen ist alles wieder normal.
Dennoch war ich in der Position des neutralen Beobachters, der von einer Art Schutzschild umgeben war und diese Gedankenflashes
wertfrei vorbei ziehen lies.
So ging es ca. 1.5 Stunden dahin, bis der extreme Peak abflachte.
Dann ging ich zurück zum Ausgangspunkt, wo ich mir 2 Bier hingestellt hatte, hockte mich damit auf die Bank und hörte
noch Psytrance. Durch das Bier wurde die Nachwirkung in einer sehr angenehmen Weise psychedelisch und subtile CEVs
morphten mit der Musik mit.
Aufgrund des starken Gedankenrasens kann ich mich nicht mehr im Detail an alle Gedankenflashes erinnern,
viele sind auch so persönlich, dass ich sie wegen Paranoia nicht öffentlich beschreiben kann,
aber die Kernaussage von dem Ganzen war, dass ich selber, aus der Position eines neutrales Beobachters,
Abläufe in meinem Inneren werfrei beobachten konnte, fast so, wie ein Programmierer, der emotionslos einen
Sourcecode im Debugmodus analysiert.
Deutlich erkennbar war auch noch eine Erkenntnis, die ich auch auf Salvia schon oft hatte, nämlich das
ein Mensch aus 3 Teilen besteht. Aus dem Körper, aus dem Geist und dem Ich.
Das Ich ist nicht das gleich wie der Geist, das ist eine eigene autonome Komponente die ohne den beiden anderen existieren kann, dessen bin ich mir sicher,
auch wenn ich das am Tag danach nur noch sehr ungenügend in Worte fassen kann.